Weingut Bertram-Baltes
Spätburgunder mit Haltung, Herkunft und Herz
Jungwinzerin Julia Bertram überzeugte uns bereits mit ihrem allerersten Jahrgang – das war 2014, damals noch in winzigen Mengen, aber mit großer Aussagekraft. Seither verfolgen wir die Entwicklung ihres Familienweingutes an der Ahr mit Begeisterung. Schon 1910 gegründet, gehört das Gut zu den traditionsreicheren Betrieben im nördlichsten Anbaugebiet Europas. Mit Julias Önologie-Studium und ihrer Wahl zur 64. Deutschen Weinkönigin nahm die Entwicklung spürbar Fahrt auf – immer mit einem Ziel vor Augen: Weine mit klarer Herkunft, gewachsen in Steillagen, geformt durch Zeit und Geduld.
Gemeinsam für große Weine
Heute steht Julia nicht allein an der Spitze. Ihr Mann Benedikt Baltes, selbst Winzersohn, hat sich mit dem Weingut der Stadt Klingenberg bereits einen Namen gemacht, bevor er sich ganz auf die Ahr konzentrierte. Gemeinsam mit drei Generationen ihrer Familie setzen Julia und Benedikt kompromisslos auf naturnahen, nachhaltigen Weinbau. Im Weinberg bedeutet das: konsequente Handarbeit, Permakultur, Kreislaufwirtschaft – und Schafe statt Chemie. Im Keller: Spontanvergärung, keine Schönung, keine Zusätze. Die Weine reifen in heimischem Eichenholz, werden unfiltriert gefüllt und zeigen nicht selten, dass wahre Eigenständigkeit eben ein wenig mehr Zeit braucht.
Zwischen den Lagen – und am Puls der Region
Das Weingut bewirtschaftet Lagen entlang der unteren und oberen Ahr – vom weicheren, lössgeprägten Stil in Ahrweiler bis zu den extrem steilen, schieferdominierten Parzellen in Marienthal, Dernau und Mayschoß. Die Klassifikation orientiert sich an der VDP-Pyramide – Gutswein, Ortswein, Erste Lage, Große Lage – wobei selbst die „Handwerk“-Linie schon exemplarisch für Ahr-Burgunder mit Tiefgang steht. Ob Ortswein oder Einzellage: Allen Weinen gemein ist die Präzision, die feine Frucht, die tänzelnde Länge – und der stille Stolz auf das, was hier gewachsen ist.
Ein Weingut, das im Sturm stand – und geblieben ist
Der Zusammenhalt der Familie wurde mit der Flutkatastrophe 2021 auf eine harte Probe gestellt. 42 Stunden war Benedikt unauffindbar, zum Vater gab es vier Tage lang keinen Kontakt. Die Weine der Jahrgänge 2019 und 2020 wurden vernichtet, das Weingut stand meterhoch im Wasser und Häuser wurden fortgerissen. Doch Julia und Benedikt standen auf – mit Mut, Tatkraft und dank der Unterstützung vieler aus der Region. Sie übernahmen kurzerhand einen benachbarten Hof und machten das Beste aus dem schwierigen Jahrgang 2021. Heute ist diese Erfahrung Teil ihrer Geschichte – und der Charakter ihrer Weine scheint seither noch geerdeter, noch entschlossener. Glücklich schätzen wir uns, noch einige Flaschen der verlorenen Jahrgänge vorrätig zu haben, und hoffen auf viele weitere Stunden mit den Weinen der krisengeschüttelten Region.