Domaine Roche-Audran
Zwischen Wildwuchs und Weitsicht
Wer durch die Weinberge der Domaine Roche-Audran bei Visan streift, spürt sofort, dass hier anders gearbeitet wird: Zwischen den Reben wachsen Kräuter, Eichen, Hecken und Clematis – es sind kleine Biotope, die das Bild prägen. Es herrscht kein klinischer Ordnungssinn, sondern gelebte Vielfalt. Vincent Rochette, der das Gut in fünfter Generation führt, hat seine 35 Hektar nicht nur auf biologischen, sondern konsequent auf biodynamischen Anbau umgestellt – und seit 2006 durch demeter® zertifiziert. Die Philosophie dahinter ist klar: Wein entsteht im Einklang mit Natur, Kosmos und innerer Überzeugung.
Wurzeln, die Verantwortung tragen
Früher wurden die Trauben der Familie an die Kooperative verkauft. Erst mit Vincent begann der Wandel vom Traubenlieferanten zum Winzer. Heute trägt das Weingut den Namen eines Weinbergs – Roche-Audran in Buisson – und steht exemplarisch für das, was Biodynamie leisten kann. Die Rebstöcke sind teils über 100 Jahre alt, die Pflege erfolgt unter Berücksichtigung des Mondkalenders, der kosmischen Rhythmen und mit natürlichen Präparaten wie Kiesel, Kamille oder Löwenzahn. Selbst der Dünger stammt von den eigenen Kühen.
Drei Terroirs – drei Ausdrucksformen
Die Weinberge verteilen sich auf drei Gebiete mit sehr eigenständigen Böden:
In Buisson dominieren kalkhaltige Lehm- und Schwemmböden mit fossilen Einschlüssen – ein ideales Fundament für die Cuvées „Nature“ oder den kräftigen Côtes du Rhône Rouge.
In Visan, wo bereits Vincents Großmutter Reben pflanzte, trifft man auf steiniges, karges Gelände mit hohem Kalkanteil – hier wachsen unter anderem die Trauben für den „Le Caillou“ oder den eleganten „Marius“.
Die kleine Parzelle in Châteauneuf-du-Pape, direkt an der legendären Lage Cristia neben Château Rayas, liefert seit 1962 reinsortigen Grenache – auf galets roulés und Sand. Ein Winzertraum auf 0,33 Hektar.
Puristisch im Keller, präzise im Ausdruck
Im Keller gilt Zurückhaltung: Spontangärung, minimale Eingriffe, ungeschwefelte Weine wie die „Cuvée Nature“ und ein langes Hefelager – hier wird nichts beschleunigt, sondern begleitet. Die Weine wirken deshalb nie gemacht, sondern gewachsen. Sie verbinden die Kraft der südlichen Rhône mit einer erstaunlichen inneren Ruhe und Tiefe. Wir konnten uns lange Zeit nicht im Mindesten vorstellen, dass wir einmal mit so viel Begeisterung einen Merlot von der Süd-Rhône trinken – geschweige denn anbieten – würden. Doch Vincent Rochette hat ein unglaubliches Händchen für diesen Einstiegswein, der zwar zum Preis eines einfachen Zechweins erhältlich ist, geschmacklich aber so viel mehr bietet.
Mit seiner biodynamischen Bewirtschaftung hat Rochette aus der Domaine Roche-Audran eines der spannendsten Côtes-du-Rhône-Weingüter der Gegenwart geformt. Und obwohl in seinen Weinen zweifellos viel Kraft steckt, wirken sie niemals schwer oder opulent – sondern elegant, kühl und ausgewogen. Das gelingt nur wenigen.
Was wir besonders schätzen: Trotz der gestiegenen Bekanntheit und Nachfrage ist Vincent auf dem Boden geblieben – seine Preise sind fair, sein Auftritt herzlich, seine Weine charaktervoll. Ein Winzer, der zeigt, dass große Weine und sympathische Haltung wunderbar zusammenpassen.
Mehr Informationen zur Domaine Roche-Audran: www.domaine-roche-audran.fr